Archiv der Galerie Kienzle & Gmeiner (1997-2010)
True Lies
Marieta Chirulescu | Sascha Hahn
20. Juni - 29. August 2009
Marieta Chirulescu
Reproduktion als Sublimierung – ist die wesentliche Methode der Arbeit von Marieta Chirulescu. Ihre Bilder lassen, teils offenkundig, teils auf den zweiten Blick noch den Ursprung der Manipulationen erkennen. Die visuelle Spannung ergibt sich dabei ebenso aus der Vielschichtigkeit der einzelnen Arbeitsschritte wie auch aufgrund der sich überlagernden visuellen Konnotationen. Zum Einsatz kommen verschiedene Verfahren: von klassischer Ölmalerei über Fotografie und Kopierprozesse bis hin zu digitalen Bearbeitungstechniken. Dabei multipliziert und transformiert die Künstlerin immer wieder neue Bildelemente und –strategien.
Wenn Sie von einer »Erschöpfung des Motivs« spricht, dann meint dies die wiederholte Anwendung einzelner Versatzstücke aus ihrem Bilderfundus. Sie eignet sich diese Funde an und verfremdet sie zugleich. Ausschlaggebend dabei sind allerdings weniger deren gestalterischen Elemente, als vielmehr die Spuren und Begleiterscheinungen der Reproduktion, die stets eine Umdeutungen mit sich ziehen.
In der Ausstellung „True Lies“ wird der bereits angesprochene Aspekt des Revidierens und Rekapitulierens thematisiert – er äußert sich abgesehen von den medienspezifisch nahe liegenden foto- und druckgrafischen Werken – auch in Chirulescus Ölgemälden, bei denen sie im Zuge ihrer Entstehung die Leinwände immer wieder neu aufspannt und ihnen somit mehrere Ebenen zuspricht.
Marieta Chirulescu ist außerdem für die Shortlist des mit 20.000 € dotierten renommierten blau-orange Preises der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken 2009 nominiert, zeigt noch bis zum 12.6. im Projektraum der Temporären Kunsthalle Berlin aktuelle Fotoarbeiten und hatte im Frühjahr eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Mainz sowie die Gruppenausstellung „Nothing to say and I am saying it“ im Kunstverein Freiburg.
Sascha Hahn
Sascha Hahn arbeitet in „True Lies“ mit der Strategie des Remakes. Ursprung ist eine Serie von 2007 aus mit Dispersionsfarbe bemalten und gerahmten Graupappen. Sie wurde 2009 unter dem Titel „Concrete Dreams“ fortgesetzt. Noch einmal nahm er die gleichen Motive seiner ersten Serie auf, doch ihr Format, Material, Träger und vor allem die Bedingungen ihrer Entstehung glichen nicht mehr der ersten. Denn 2007 arbeitete der Künstler ohne Atelier in einer improvisierten Umzugssituaton – jetzt konnte er in seinem neuen Atelier seine großzügige abstrakte Malerei fortsetzen.
Das Ergebnis zeigt eine endgültige Auswahl aus fragmentarischen Bildtafeln, die einer Filmsequenz ähneln und nur in Folge bestehen. Der Titel „Concrete Dreams“ fungiert dabei als eine Art Songtitel, dessen Motiv über die Jahre durch wiederholtes „Spielen“ von einer Urversion variiert wird. Nicht zufällig stammt er aus einem Song des unermüdlichen Popwandlers David Bowie.