Buchvorstellung

Das Bild entsteht im Betrachter. Leerstellen und rezeptionsästhetisches Konzept im Frühwerk von Franz Erhard Walther

Anne Simone Kiesiel

29. März 2025

Den Terminus des „Dialogfeldes“ hat die Kunsthistorikerin Anne Simone Kiesiel in ihrer Dissertationsschrift in die Kunstgeschichte eingeführt, um ein ungewöhnliches bildnerisches Phänomen im Frühwerk von Franz Erhard Walther zu beschreiben. Im Rahmen der Veranstaltung wird der Bedeutungsumfang von Dialogfeldern vor dem zeithistorischen Kontext der 1950er Jahre erläutert. Denn Franz Erhard Walther ist keinesfalls der einzige Künstler, der seine Bilder sukzessive entleerte – jedoch ein Ausnahmefall in der Stringenz des Bruchs mit tradierten Bildvorstellungen.

Wie kann es sein, dass eine ganze künstlerische Generation die formalästhetische Leere für sich entdeckt? Welche rezeptionsästhetischen Begleiterscheinungen knüpfen sich an diese produktive Form des „Bildersturms“? Wie wird Leere insbesondere in einer politisierten und aktivistisch motivierten Kunst eingesetzt? Die durch die formale oder inhaltliche Leerstellen erzeugte Offenheit des Werkes führt zu spezifischen rezeptionsästhetischen Prozessen – lassen sich diese zur positiven Manipulation des Betrachtenden einsetzen? Kann der Betrachtende gar mithilfe der Appellfunktion der Leerstelle, wie sie in Texten bereits Ende der 1960er Jahre durch den Literaturwissenschaftler Wolfgang Iser diagnostiziert wird, zur gesellschaftspolitischen Handlung aufgefordert werden? Und inwiefern manifestiert sich in den formalen Dialogfeldern ein demokratisches, anti-elitäres Kunstverständnis?

Die im Imhof Verlag erschiene Publikation „Das Bild entsteht im Betrachter. Leerstellen und rezeptionsästhetisches Konzept im Frühwerk von Franz Erhard Walther“ kann am Vortragsabend erworben werden.

Im Rahmen der Ausstellung: DIALOGFELDER. BILDER ALS APPELL, 15. März - 29. März 2025