Show 2
Twisted Standards
Emilio Prini | Elmar Zimmermann
Kuratiert von Daniel Kletke
5. Oktober 2010 - 25. März 2011
Die Kienzle Art Foundation setzt mit „Twisted Standard“ ihre auf die Ausstellungsräume zugeschnittene Ausstellungsserie fort. Basierend auf der Initiative des Berliner Sammlers Jochen Kienzle, dessen ebenso umfängliches wie spezifisches Inventar von Kunst seit den 1960er Jahren das Fundament bildet, widmet sich die Kienzle Art Foundation seit Frühjahr 2010 der öffentlichen Vermittlung von Kunst in Form von Ausstellungen, Publikationen, Vorträgen.
„Twisted Standard“ untersucht mit Emilio Prini (Jg. 1943) und Elmar Zimmermann (Jg. 1976) zwei prominent in der Sammlung vertretene Künstler: Der Italiener Prini gehört mit seinem der Arte Povera zugerechneten Oeuvre der älteren Generation an und ist mit etwa einem halben Dutzend monumentalen, primär fotografischen Arbeiten der Sechziger- bis Achtzigerjahre vertreten. Der deutsche Künstler Elmar Zimmermann, bereits in der „Show 1“ im Frühjahr mit seiner raumgreifenden Installation Eine Wand vertreten, stellt nun diese ortsspezifische Intervention aus Holz und Filz erneut zur Diskussion.
Der anspielungsreiche Titel der Schau bezieht sich ebenfalls auf die Kontinuität der Kienzle Art Foundation: Jochen Kienzle hat es sich zum Ziel gesetzt, auch marginalisierte und quasi-vergessene oder wenig bekannte Positionen zu untersuchen und zur Diskussion zu stellen. Insofern ist dieses Eventment logisch und: anders. In einer Auswahl aus einer handvoll Arbeiten der letzten Jahre, teils aus Abfallmaterialien, teils aus Gefundenem oder aus Industriewerkstoffen gefertigt, nähert sich Zimmermann ganz buchstäblich den älteren Arbeiten Prinis an, der in seiner Zeit Schallmauern durchbrach, indem er behauptete, etwas sei Kunst, das seine Zeitgenossen oftmals anzweifelten. Kunstbegriffe und was Kunst sei, was Kunst auch sein kann und will, das sind Subjekte und Motivationen für den Kunst-Be-Förderer Jochen Kienzle.
Den Fokus der „Show 2“ bilden Jochen Kienzles Vorlieben und die Spezialfragen, die stets vor seinem Hintergrund aus individueller Familien- und Sammlungsgeschichte zu sehen sind. Nach dem Auftakt, dessen Radius mit „Show 1“ bis in die klassische Moderne zurückreichte, wagt er hier eine Gegenüberstellung, die auch ganz buchstäblich eine Konfrontation ist: In einem Rekurs auf analoge Schwarzweißfotografie wird nicht nur eine Standortbestimmung mittels traditioneller Medien vorgenommen, sondern die digitale Selbstverständlichkeit unseres Heute befragt. Das kann und will weder dekorativ noch handzahm sein, sondern versucht – auch innerhalb des stiftungseigenen Konvoluts – den über viele Jahre zusammengetragenen und stets erweiterten Bestand neu auszuloten. Weiterhin gilt: Die offene, geradezu diskursive Struktur der Sammlung, ihr darin deutliches Interesse für Kunst wie fürs Leben geben die Richtung für die künftige Arbeit der Kienzle Art Foundation vor.
Im Rahmen der die Ausstellungen begleitenden Publikationen erscheint wieder ein Großposter als Leporello mit Bildern und Texten. Zur Ausstellungseröffnung wird die von Jochen Kienzle in Zusammenarbeit mit Hans-Jürgen Hafner und Daniel Kletke herausgegebene englischsprachige, zweibändige Sammlungspublikation Texts_/_Works (im Schuber), Berlin 2010, präsentiert. Der deutschsprachige Katalog ist bei der Buchhandlung Walther König in Köln erhältlich.