Show 4
frühe 80er / späte 80er
Klaus Merkel
3. September 2011 - 24. März 2012
Rückblickend erlaubt die Sicht auf die 80er Jahre eine Klärung und genauere Einsicht in die Werkentwürfe der damaligen ProtagonistInnen. Klaus Merkel hatte in jener Zeit einen Malereibegriff vorgeschlagen, der sich bald als „Sonderweg“ mit gültiger Aussage erweist, die den in seinem Werk sich immer weiter ausdifferenzierenden Strategien Grundlage gab.
In den frühen 80er Jahren ist Merkels Malerei vor allem durch eine graue, „süddeutsche Palette“ bestimmt, deren Motive sich ganz aus einem kargen Malprozeß, einer linearen Ausschnitthaftigkeit, begründen. Clusterartige Anordnungen bilden wandfüllende Ensembles. Bild und Objekt werden auf einer Ebene verhandelt. Markus Brüderlin spricht 1984 in seinem Essay von Merkels damaliger Malerei als einem Baukasten in dem die Bildoberfläche einem topografisch verdickten Ozean gleicht, der das Vorläufige der Werke unterstützt. Die Formate orientieren sich an der Handlichkeit eines physischen Gegenübers, vor allem dort, wo Merkel in den mannshohen Stelenbildern direkt anthropomorphe Proportionen und Maßstäbe anklingen lässt. (1)
Der Werkentwurf des Mittdreißigers bricht Mitte der 80er Jahre um in eine systembildende, diskursive Malerei, die vor allem über serielle Motiv-Typen, standardisierte, laute Farbigkeiten und eine außergewöhnliche Formatwahl auffällt. Malerei, die trotz Beharren auf ihrer Sinnlichkeit den Abbau des Wertekanons von Malerei mitmalt. Demonstriert durch extreme Hängungen seiner Ensembles beendet Klaus Merkel sein Frühwerk und leitet über in die komplexen Beziehungen zwischen dem einzelnen Tafelbild und seinen Präsentationsbedingungen, die als Malmotive weiter geführt werden und sein Werk bis heute bestimmen. (2)
Beide Phasen dieser heterogenen Malereientwürfe werden kontrapunktisch in der Ausstellung Klaus Merkel / frühe 80er | späte 80er versammelt.
Die Kienzle Art Foundation präsentiert zum ersten Mal eine mit dem Künstler entwickelte Werkzusammenführung als Konglomerat und Kondensat des eigenen Sammlungsbestandes mit wichtigen öffentlichen und privaten Leihgaben.
(1) vgl: Markus Brüderlin in: Klaus Merkel, Kunstlandschaft Bundesrepublik, Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine und Wulf Herzogenrath (Hrsg.), Region Baden im Kunstverein Hannover, 1984, S. 88
(2) „Ein Bild erzeigt sich nicht mehr selbst, der Kontext in dem es erscheint muss mitgemalt werden. Und diese Beschäftigungen haben mich dann in der Folgezeit einfach zu anderen Bildlösungen geführt und auch zu anderen Ausstellungslösungen (…).
Klaus Merkel in: Gestelle geschoben, Gespräch mit Stephan Berg und Klaus Merkel, Hannover 2002, Heinrich Schmidt GmbH (Hrsg.), Ludwigsburg, 2003, S.43