Archiv der Galerie Kienzle & Gmeiner (1997-2010)

Claudia Kugler

5. Dezember - 30. Januar 2010

Claudia Kuglers Kunst ist nicht interaktiv.

Unter Verwendung von teilweise fotografiertem Material werden mit dem Computer virtuelle Räume, Oberflächen und Movies konstruiert, in denen die Dialektik von Dunkelheit und Licht suspendiert wird.

Indexikalische Wiederabbildungen dieser Räume formen Konstellationen, bei denen Sichtbares Sichtbares verdeckt. Versetzte, im Bildraum sich scheinbar überlappende Wände wirken wie Collagenteile. Kann Sonnenlicht das simulierte Licht dieser Räume berühren? Marcel Broodthaers fragte einmal seine Katze, was sie von seiner Kunst halte. Hatte analoge Fotografie früher Materialunterschiede im Bild eingeebnet, wird dieser Schritt hier übersprungen – die Oberflächenstrukturen der violetten, unterschiedlich glänzenden Wände in Claudias Räumen sind mäandernde suggestive Muster. Sie wirken beispielsweise an manchen Stellen wie Camouflagemuster. Miau, dies ist keine Pfeife.

Die konstruierten Arbeiten entstehen nicht nur auf dem Computerinterface. Sie wurden mit Oberflächen anderer Träger zu Bildern verbunden, deren materielle Oberflächen nicht nur still, sondern auch sichtbar sind. OHNE TITEL, 2007, ein auf die Wand projiziertes Dia; RENES RAUM II, 2008/2009, ein Lambda-Print, Diasec; DUBAI, 2007, ein auf Papier gedrucktes Poster – diese Arbeiten erzeugen zusammen nicht eine Stille sondern eine Gruppe verschiedener, sichtbarer Stillen.

Nach Fotovorlagen gemalte Bilder, wie etwa die in den 1980er Jahren auf Leinwand ausgeführten Airbrushbilder von Jack Goldstein, haben die Frage zugespitzt: Was ist eigentlich Fotografie? Dazu kommen inzwischen Computerbildbearbeitungs- und 3D-Programme. Jedenfalls ist nicht mehr aktuell, dass Fotografie mehr mit Skulptur als mit Malerei zu tun haben soll, weil Objekte erst wirklich bestehen müssten, bevor sie fotografiert werden könnten. Nicht mehr aktuell ist bekanntlich auch die grundsätzliche Aufteilung der Kunst in Disziplinen, wie Malerei, Skulptur, Fotografie etc., wie auch, nebenbei bemerkt, der Unterschied von Licht und Materie und Katze ist deshalb Katze, weil sie miaut.

Die Umkehrung von Raum und Zeit im Bildraum – Betrachter steht still vor dem Bild, in dem dann alles Mögliche passiert – wird durch diese Arbeiten in den Handlungsraum des Betrachters ausgebreitet. Das weißliche Objekt PEARLFISHERS, 2009, das aus dem Konstruieren virtueller Räume entstanden ist, hat jetzt einen realen Schatten. Holz, Farbe, Leim usw., die Materialien aus denen das irisierende Objekt gemacht wurde, sind jetzt selber eigentümlich fremd, beinahe unheimlich, wie etwa Licht, Schatten und der Stuck an der Zimmerdecke.

Hermann Gabler (2010)

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Claudia Kugler

Ausstellungsansicht | Claudia Kugler

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Claudia Kugler

Ausstellungsansicht | Claudia Kugler

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Ausstellungsansicht | Claudia Kugler

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Claudia Kugler

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