Archiv der Galerie Kienzle & Gmeiner (1997-2010)

Im Lichte milder Verklärung

Marieta Chirulescu | Jack Goldstein | Michael Hakimi | Claudia Kugler | Eva-Maria Raschpichler | Kerstin Stoll | Elmar Zimmermann

8. März - 5. April 2008

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungseinladung „Im Lichte milder Verklärung“ mit Marieta Chirulescu, Jack Goldstein, Michael Hakimi, Claudia Kugler, Eva-Maria Raschpichler, Kerstin Stoll, Elmar Zimmermann

To see is that sense of loss, of an appearing disappearance, that is always behind.
Jack Goldstein

Das als Film projizierte Bild eines Messers. Frei gestellt vor blauem Grund. Die stählern glänzende Oberfläche des harten und scharfen, in seiner deutlichen Präsenz jedoch völlig undurchdringlichen Gegenstands wirft ein darauf gerichtetes Licht zurück, es bricht sich am polierten Metall. „The Knife“ (1975) zeigt ein Messer als Reflexionsgegenstand; ist als Film ohne Narration und Bild in Bewegung: zugleich Ikone und Allegorie.

Als Ausstellung selbst Zone unterschiedlichster Anforderungen und Begehrlichkeiten bietet „Im Lichte milder Verklärung“ einen Raum an, in dem Bilder zusammen kommen. Bilder, die auf ganz individuelle Weise, was Technik und Medium ebenso wie die ihnen zugrunde liegenden künstlerischen Verfahren und Ansprüche betrifft, zu ihrer jeweiligen Form finden; ihre entsprechende Gestalt annehmen. Zum Beispiel in der lapidaren Form digitaler Prints oder konventionell als Malerei, als Diaprojektion oder installierter Film, als erratisches Objet trouvé oder in aufwändigen Arbeitsschritten realisierte Skulptur treten sie im Format der Ausstellung zusammen.

Als Ausstellung bietet „Im Lichte milder Verklärung“ einen Reflexionsraum über Bilder an. Die Gruppenschau leuchtet den Raum zwischen den Bildern, wie sie sind und was sie zeigen ebenso aus wie die unauflösliche Distanz-Beziehung zwischen der Wahrnehmung und ihrem Gegenstand. Sie schlägt einen Diskurs in Bildern vor und begreift sie deshalb als aktive Figuren. Figuren eben, die weniger ‚zeigen’, als dass sie in ihrer Weise ‚sind’.

„Im Lichte milder Verklärung“ will Diskretion wahren – aber nicht, um eine Form einzunehmen, die, d’accord mit ihrer Umgebung, damit bereitwillig in Einklang steht. Etwas in einem milde verklärenden Licht sichtbar, ja dadurch überhaupt so attraktiv und wirksam zu machen und gleichzeitig merklich in Reserve zu behalten, ist Angebot der Arbeiten dieser Ausstellung.

Die aktuellen Arbeiten von Marieta Chirulescu, Michael Hakimi, Claudia Kugler, Eva-Maria Raschpichler, Kerstin Stoll und Elmar Zimmermann, in Zusammenhang gesetzt mit der historischen Filminstallation des amerikanischen Künstlers Jack Goldstein (1945-2003), vereint nicht nur deren jeweilige künstlerische Auseinandersetzung mit (als und für die Kunst nutzbar gemachten) Bildformen, den entsprechenden Techniken, Medien und Themen; sie nähern sich zudem auch durch ihre Auseinandersetzung mit der Tradition von Wahrnehmungsweisen, wie sie an bestimmte Bildformen, Techniken und Medien aber auch an thematische oder ikonografische Muster geknüpft sind, aneinander an. Dabei ist von ebenso großem Interesse das, was als Arbeit ‚da’ und ‚sichtbar’ ist, wie das, was trotzdem in Reserve bleibt.
 
Die von der Berliner Künstlerin Claudia Kugler (Jg. 1969) kuratierte Ausstellung in der Galerie Kienzle & Gmeiner schließt an ihre 2006 in dem Projektraum der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart, realisierte Gruppenschau „Merry Go Round“ über Mechaniken und Effekte des Wiederholens an.

Die Ausstellung „Im Lichte milder Verklärung“ setzt sich mit Oberfläche und Wahrnehmung auseinander; thematisiert genauso Formen der Sichtbarmachung wie des Vorbehalts und des Entzugs.
Beim Betreten der Galerie steht man gleich vor einer Skulptur aus Keramik von  Kerstin Stoll (Jg. 1968). Der Titel „Mercurius“ läßt eine mythologische Seite anklingen. Eine irisierende Weißgoldglasur umschließt eine korallenartige Form. Künstlichkeit trifft auf Natürlich-Organisches. Grün bricht sich 1000-fach schillernd.

Farbreize, Lichtbrechungen, Aufblitzen vermittelt ebenso die Malerei wie der digitale Druck von Marieta Chirulescu (Jg. 1974). Oberfläche wird hier in einer Weise hergestellt, dass sie den Effekt des Haptischen erzeugt, Bildoberfläche in der Art verkörpert, dass Bild zu Motiv und Gegenstand zu werden scheint. Solche Formen von medienübergreifender Raffinesse, Verfahren wie Montage und Kombination, Entleerung und Konkretisierung, sie bilden generell die Struktur der Ausstellung.

Elemente einer Fotografie einer polierten Natursteinoberfläche speist Claudia Kugler (Jg. 1969) in ein 3D-Programm ein. Sie liefern wie der digitale Baukasten des Programms das Gestaltungsmaterial für seltsam glaubwürdige Bildfindungen, die Architekturen zu zeigen, Räume widerzugeben scheinen. Die beinah vital anmutende und doch wie eingefrorene Oberfläche wird durch eine darüber liegende dicke Plexiglasschicht zugleich zum Objekt verstärkt und als Bild entrückt.

„To see is that sense of loss, of an appearing disappearance, that is always behind.“ (dt. etwa „Sehen ist dieses Gefühl des Verlusts, eines aufscheinenden Verschwindens, das immer dahinter liegt.“ lautet einer der zahlreichen zwischen 1975 und 1985 entstandenen Aphorismen von Jack Goldstein (1945 – 2003). Und er wirft ein Licht auf seine installiert gezeigte Film-Arbeit „The Knife“. Das Messer ist hier, im Wortsinn, Reflexionsgegenstand: eine vor blauem Grund scharf umrissene Form, in dessen metallener Oberfläche sich das Licht bricht. So wie einerseits alles klar auf der Hand zu liegen scheint, wenn die Kamera ihren Gegenüber fokussiert, so entzieht sich andererseits doch dessen Wesen; das, was wir hinter den Dingen vermuten.

Eva-Maria Raschpichler (Jg. 1980) läßt in ihrer Diaprojektion zarte architektonisch wie abstrakt wirkende Zeichnungen und die Knicke in den Blättern, worauf sie gezeichnet sind, zusammenarbeiten. Als wäre es selbstverständlich beide Techniken, Ordnung und Zufall, Gestaltetes und Hingenommenes zu kombinieren.

Seine gefundenen Materialien versetzt Elmar Zimmermann (Jg. 1976) in spezifische Zustände, wie er hier, bei „Héritage“, ein altes Faß mit der Sprengkraft eines psychodelischen Innenlebens lädt. Neue Funktionen, fremde und die eigene Geschichte verbinden sich zu einer anderen Realität: gebaut aus poveren Materialien, die eine verklärende Gewandung umgibt.

Von Michael Hakimi (Jg. 1968) sind zwei Arbeiten aus einer Serie von am Rechner generierten rätselhaften Bildfindungen zu sehen. Sie treten als großformatig-körperliche, gesucht farbige Computerausdrucke auf und zeigen zugleich weich gezeichnet und klar bestimmt räumliche Anordnungen und Formen. Selber virtuelle Realität zeigen sie dem Betrachter Bilder an und schließen ihm Räume auf, worüber Bedeutung, Zusammenhang, Sinn überhaupt erst konstruiert werden können.

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht „Im Lichte milder Verklärung“ mit Marieta Chirulescu, Jack Goldstein, Michael Hakimi, Claudia Kugler, Eva-Maria Raschpichler, Kerstin Stoll, Elmar Zimmermann

Ausstellungsansicht | Im Lichte milder Verklärung

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht „Im Lichte milder Verklärung“ mit Marieta Chirulescu, Jack Goldstein, Michael Hakimi, Claudia Kugler, Eva-Maria Raschpichler, Kerstin Stoll, Elmar Zimmermann

Ausstellungsansicht | Im Lichte milder Verklärung

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht „Im Lichte milder Verklärung“ mit Marieta Chirulescu, Jack Goldstein, Michael Hakimi, Claudia Kugler, Eva-Maria Raschpichler, Kerstin Stoll, Elmar Zimmermann

Ausstellungsansicht | Im Lichte milder Verklärung

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht „Im Lichte milder Verklärung“ mit Marieta Chirulescu, Jack Goldstein, Michael Hakimi, Claudia Kugler, Eva-Maria Raschpichler, Kerstin Stoll, Elmar Zimmermann

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Ausstellungsansicht | Im Lichte milder Verklärung

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht „Im Lichte milder Verklärung“ mit Marieta Chirulescu, Jack Goldstein, Michael Hakimi, Claudia Kugler, Eva-Maria Raschpichler, Kerstin Stoll, Elmar Zimmermann

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Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht „Im Lichte milder Verklärung“ mit Marieta Chirulescu, Jack Goldstein, Michael Hakimi, Claudia Kugler, Eva-Maria Raschpichler, Kerstin Stoll, Elmar Zimmermann

Ausstellungsansicht | Im Lichte milder Verklärung