Archiv der Galerie Kienzle & Gmeiner (1997-2010)

Josef Kramhöller

9. September - 21. Oktober 2000

Die Galerie Kienzle & Gmeiner zeigt eine Einzelausstellung mit Zeichnungen, Fotoarbeiten, Malerei und Texten von Josef Kramhöller. Es ist die erste Einzelausstellung des seit 1994 in London lebenden Künstlers in Deutschland.

Die Ausstellung beinhaltet drei Bilder, die Anfang 2000 entstanden sind, eine Auswahl von Zeichnungen, eine Fotoserie aus dem Jahr 1995 und eine gebundene Materialsammlung mit dem Titel „The Lord drinks with the Cook in the Kitchen“, die seit 1995 immer wieder aktualisiert und umgearbeitet wurde. Außerdem erscheint eine neue Auflage des im letzten Jahr erschienen Buches „Genuss Luxus Stil“, in dem Josef Kramhöller Texte aus den letzten 10 Jahren zusammenfasst.

Der Unterschiedlichkeit der Medien – Kramhöller arbeitete auch in den Bereichen Performance und Video – steht eine inhaltliche Konzentration entgegen. Ein auffälliger Aspekt in Josef Kramhöllers Produktion ist die fast beschwörende Wiederholung von Motiven. Ein Portrait von Clara Schumann beispielsweise, das auf dem Hundert Mark-Schein abgebildet ist, oder zahlreiche Skizzen sozialer Situationen, von Ausstellungseröffnungen oder zu seinen Performances, ziehen sich motivisch durch Kramhöllers jüngere Arbeiten.

Der Stil der Skizzen und Bilder ist informell, gestisch und manchmal expressiv, und erinnert an den Studienstil der Münchener Akademie. Kramhöller hat diese, ihm vertraute Kunstpraxis offensichtlich ganz bewußt beibehalten, als seine Arbeit sich längst sehr viel konzeptueller und experimenteller entwickelte. Es entsteht der Eindruck, daß durch dieses Wiederholen solche Einflüsse als Teil seiner Biografie sichtbar gehalten werden sollen und immer wieder befragt werden. Besonders auffällig ist das in den zuletzt entstandenen, großformatigen Bildern, die sehr virtuos gemalt sind und Situationen aus seinen Performances zum Thema haben. Die Konfrontation seiner ehemaligen Identität als Maler mit seiner aktuellen textuellen und performativen Arbeit wirft auch die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen eines Malereistils auf, aber nicht als kühle Versuchsanordnung, sondern aus einer Identifizierung mit dem Medium heraus, von dem aus er sich zuerst als Künstler konstruiert hat.

Die Ausweitung des Performativen in andere Medien hinein, zwischen Vorskizze und Dokumentation, zwischen Entwurf und permanenter Umarbeitung, setzt sich auch in der Fotoserie mit seinen Fingerabdrücken auf Schaufensterscheiben von Luxusläden  fort. „How to colonise colonised spaces?“ „How do your dreams picture revolution?“ (J.K.) Seit dem Beginn der 90er Jahre haben sich die Bedingungen der Kunstproduktion wesentlich verschärft. Kramhöller erlebte diese Verschärfung als einen Aufbruch, der sehr konkret im Kunstverein München unter der Leitung von Helmut Draxler Formen fand. Dem analytisch-konzeptuellen Arbeitsansatz setzte der an einigen Gruppenprojekten beteiligte Kramhöller seine eigene Arbeit zur Seite. In den unterschiedlichsten, aber konzeptuell verflochtenen Medien arbeitete Kramhöller an einem „poetischen Projekt“ – ein mögliches Wort für eine Methode, in der die Beschäftigung mit Kunst und Politik eine ausgeprägte Nicht-Pragmatik aufrecht erhält, die sich dem Wunsch und den Erforschungen der Ränder des Möglichen verpflichtet.

Josef Kramhöller starb im Mai diesen Jahres in London. Die Ausstellung wird organisiert von Fabienne Audéoud, Thomas Helbig, Axel John Wieder und Amelie von Wulffen.

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Josef Kramhoeller

Ausstellungsansicht | Josef Kramhöller

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Josef Kramhoeller

Ausstellungsansicht | Josef Kramhöller

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Josef Kramhoeller

Ausstellungsansicht | Josef Kramhöller

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Josef Kramhoeller

Ausstellungsansicht | Josef Kramhöller

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Josef Kramhoeller

Ausstellungsansicht | Josef Kramhöller

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Josef Kramhoeller

Ausstellungsansicht | Josef Kramhöller

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Josef Kramhoeller

Ausstellungsansicht | Josef Kramhöller