Archiv der Galerie Kienzle & Gmeiner (1997-2010)
Ketty La Rocca
21. März - 7. Mai 1998
Die italienische „Bühne“ auf der Ketty La Rocca zwischen 1966 und 1976 mit theatralischen Aktivitäten, Performances, Einzel- und Gruppenausstellungen in Erscheinung trat, war außerhalb von Italien nur undeutlich wahrnehmbar, zuerst zu sehr definiert durch die Ideologie der Männer-Künstler der Arte Povera, dann durch die Jungmänner der Transavantgarde.
Die Entwicklung von Ketty La Roccas Rezeption wird deutlich an den wenigen Ausstellungen, die 1973-75 mit ihren Werken im deutschsprachigen Raum stattgefunden haben. Deren Titel (Fotomedia/Medium Fotografie/Frauenkunst), zeigen die Schlagworte des Kunstdiskurses in der Mitte der 70er-Jahre. Von der künstlerischen Praxis Ketty La Roccas wurden die offensichtlichen Dinge, die Tatsache, dass Fotografie im Spiel war und dass wir es mit einer Frau zu tun haben, thematisiert. Damit waren die „Sackgassen“ geschaffen, in denen das Werk nach ihrem Tod verschwunden ist.
Seit mehr als zehn Jahren bieten neue Begriffe einen veränderten Blick auf die Arbeiten La Roccas. Unter den Bedingungen von „Appropriation“ und „Rezeption“ sind die Kategorien männlich-geprägten Kunstschaffens wie Produktion und Originalität relativiert, die auch Fotokunst/Frauenkunst weiterhin durchziehen.
Während das schmale Werk La Roccas unter solchen Bedingungen als Randfigur angesehen werden konnte, rückte es mit dem veränderten Paradigma ins Zentrum und erwies sich als eine der frühesten und stimmigsten Positionen in dem Feld, das durch das Auftauchen der nach 1945 geborenen amerikanischen Protagonistinnen eine Definition erfuhr.
Nun ist der geringe Werkumfang Programm, die unstrategische Verwendung von Fotografie, Video, Theater, Performance, Collage, Zeichnung wird Standard. Die Opposition gegen die Installation ist notwendige Abgrenzung und Verweis auf die Utopie des schwer zu definierenden Ortes der Kunst unter den Bedingungen der „Künstlerin“.
Die Ausstellung kam in Zusammenarbeit mit Nicolaus Schaffhausen zustande.