Archiv der Galerie Kienzle & Gmeiner (1997-2010)

Paintings

Leo de Goede

4. Februar - 29. April 2006

Auf den ersten Blick sind Leo de Goedes Gemälde attraktiv und verführerisch. Auch wenn sich eine Quelle dieser Verführung aus der natürlich gewachsenen Holzstruktur speist, oder noch banaler, von der Maserung des ausgewählten „plywoodboard“ * herrührt. Der Maler seziert mit Farben die Holzadern, legt die Anatomie des Brettes frei. Er entscheidet, bemalt treffend und zeigt, was das „Ding“ bereit ist, an Muster abzuwerfen. Die großformatigen Tafeln erinnern immer noch an sein Holz, zeigen den Träger, fügen darüber hinaus der Maserung aber das eigene „Bild“ hinzu, tätowieren dem Gegenstand die Diktion des Malers ein. Über die Addition verschiedener Farb-Adern wird dem Naturtext ein fremder Textkörper übergeworfen, ein „Sample“ von übergemaltem „Gleichen“, durch Farbe verdoppelt, sichtbar gemacht und verdeutlicht. Auf den zweiten Blick also stellt sich zusätzlich die Frage nach der Natur der Malerhand und damit nach der Natur der Malerei selbst.

Schon frühere Bilder de Goedes sind diesem Vordringen, dem Eindringen in die Anatomie der Dinge verhaftet. Hauptmerkmal sind Muster, Spiegelung, Form-Addition und Wiederholung. „Spiegelung“ vermeidet grundsätzlich Komposition. Der Künstler ergibt sich dem Gegenstand in der Macht der Verdopplung. Ist aber die Verdopplung Grundlage von malerischer Operation, ist das gemalte Modell der Wiederholung das der Imitation. Damit nähert sich der Maler auf einer zweiten Ebene dem Gegenstand, den er betrachtet. Bei den Leinwandarbeiten verzichtet er nur scheinbar auf die Vorgaben des Holzträgers, denn es sind minutiös abgemalte Naturbilder, freilich selbsterzeugte, aus seinen künstlich im Atelier präparierten Modellen, gewonnen aus sich im Wasser abstoßenden Ölgemischen, methodisch Jahrhunderte alt, die er als Bilder von diesem Wasseroberflächenfilm abzieht und auf flaches, saugendes Papier generiert. So sind Leo de Goedes „Marbles“ nichts anderes als Malerei über Natur.

Markus Horch. NYC Juli 2005

*Amerkung zu „plywoodboard“
eigentlich handelt es sich nicht um ein Brett, gesägt aus dem Baumstamm. „Plywood“ ist billiges Schichtholz aus gepressten Lagen. Die Vorder-und Rückseite schließen mit einem Furnierholz ab. Das trägt die Maserung und hat die faszinierende Oberfläche. Dabei sollte erwähnt werden, dass Furnier mit einem Messer vom runden Stamm geschält wird, ähnlich dem Vorgang beim Spitzen eines Bleistiftes. So ist es möglich das „Bild“ des Holzes zu verdoppeln, da sich aus dem Stammumfang selten ein so breites, abgeschältes “Deckblatt“ erzeugen lässt und das Schälmesser die nächste Schicht nahtlos abschält – und damit gewissermaßen – anfügt. Diese Schicht ist der darüber liegenden natürlich identisch, ist sie doch vom gleichen Stamm. Eine Bemerkung, die bei der Auswahl Leo de Goede´s Bilderdenken nicht unwichtig ist, denn Verdopplung der Motive spielt eine wesentliche Rolle und löst den Maler vom Gegenstand.

Ausstellungsansicht | Paintings | Leo de Goede

Galerie Kienzle&Gmeiner, Ausstellungsansicht Leo de Goede

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